Sagst du zu oft „Ja“? Mit diesen 5 Schritten lernst du Neinsagen 

Wieder einmal hat dich deine Freundin, dein Freund versetzt? Oder du hast dir etwas ausgemacht, nun keinen Bock hinzugehen – also quälst du dich durch? Das Neinsagen fällt dir schwer?

Das ärgert dich?

Erfahre in diesem Beitrag, warum du das machst.

Erkenne, was du wirklich willst.

Und lerne das Neinsagen frühzeitig und liebevoll.

Neinsagen - Erkennst du dich wieder?

Als ich um die zwanzig Jahre alt war, sagte ich immer wieder einmal eine Verabredung zu, ohne sie eigentlich tatsächlich zu wollen. Ich wollte den Menschen einfach nicht enttäuschen, daher sagte ich zu. Immer.

Wie geht es dir damit?

  • Sagst du auch öfter mal „Ja“ obwohl alles in dir „Nein“ schreit?
  • Gibst du bereitwillig auch noch dein letztes Hemd ohne nennenswerte Gegenleistung?
  • Gibst du ohne darum gebeten zu werden, mehr als notwendig?
  • Tust dir generell mit Entscheidungen schwer?

Und das ganze nervt dich auch schon?

Dann ist es an der Zeit, dass du jetzt den Kurs änderst.

1. Schritt: Entschluss fassen, Neinsagen zu lernen

Wenn der Tag nahte, an dem dann das Treffen war, versuchte ich Ausflüchte zu finden, warum ich doch nicht gehen konnte. Statt dass ich dem Menschen zumindest am selben Tag einfach absagte, weil ich doch keine Lust hatte (was zumindest ehrlich gewesen wäre), versuchte ich es mit einer fadenscheinigen Ausrede.

Ehe ich dann endlich anrief und absagte (oder mich gar von einer Krankheit „erlösen“ ließ), hatte ich einen ganzen Tag ein schlechtes Gewissen ob der Lüge.

  • Das nervte mich sehr.
  • Ich schwor mir, das abzustellen.
  • Und ich setze mir ein Ultimatum.
  • Wenn ich zugesagt hatte, dann musste ich auch gehen. Punkt.

„Oder aber“, machte ich mit mir aus: „Ich fühle in mich hinein, ehe ich zusage und kann so gleich absagen. Oder mit ganzem Herzen zusagen.“

2. Schritt zum Neinsagen – das eigene Bedürfnis erfühlen

Dazu musste ich aber üben, klar zu spüren, was ich wollte.

Das war nicht so einfach, denn meine Bedürfnisse waren unter einem Berg von „Das tut man so“ und „müssen“ vergraben.

Gleichzeitig erkannte ich, dass ich mich mit Ängsten auseinanderzusetzen hatte. Damals hatten mir die Bücher von Ella Kensington sehr geholfen, ich glaube im „Glückstrainer“ war die Übung, wo jede einzelne Angst auf ein und dieselbe Urangst zurückzuführen war.

Die alleine und ungeliebt zu sein.

Die eine Ursache liegt in unseren Stammhirn, die noch immer Steinzeitlich ticken. Der Kreis unseres Stammes war klein, wollten wir überleben, musste wir uns anpassen.

Heute ist aber die mögliche Gruppe so groß, über das Internet ist sie sogar so groß wie die ganze Welt. Ich muss mich also nicht mit einer Gruppe auseinandersetzen und mich verbiegen nach deren Gruppenregeln, wenn ich doch zwei Häuser weiter eine Gruppe habe, die genau zu mir passt.

Die zweite Ursache – und die basiert auf der ersten - liegt wieder in unserer Kindheit. Kinder passen ihre Bedürfnisse an das Umfeld an, damit es die elterliche Liebe und den Schutz nicht verliert.

Das ist völlig normal, doch sobald wir erwachsen und nicht mehr von dieser „Gruppe“ abhängig sind, müssen wir die Gruppenregeln auch nicht mehr befolgen.

Wenn wir nur klar wüssten, welche die Gruppenregeln sind.

Und welche unsere eigenen.

Das gilt es zu sortieren.

3. Schritt – Klarheit über deine Gefühle bekommen

Ich begann also bei jeder Frage, die an mich gerichtet wurde, in mich zu fühlen.

Ein kurzer Moment genügt, ein Atemzug vielleicht.

  • Wenn ich kein eindeutig gutes Gefühl spürte, dann konnte ich davon ausgehen, dass die fehlende Freude eigentlich ein „Nein“ bedeutete. Sozusagen Neinsagen als Bauchgefühl.
  • Später erbat ich mir dann auch mal Bedenkzeit bis zu einem bestimmten Termin – so bekam ich Zeit, mich mit meinen wahren Bedürfnissen auseinanderzusetzen.

Ich lernte so über die Jahre, auf meine Bedürfnisse achten, die ich im Bauch spürte, ehe ich zu- oder absagte.

Und als ich dann soweit war, meine Bedürfnisse wahrzunehmen, dann lernte ich, sie auszusprechen. Denn das war noch einmal ein ganz anderer Schritt, der Mut bedeutete. Denn der brachte mich ganz nah zu meinen Ängsten.

Doch wo lernst du am Besten deine Ängste kennen?

Du siehst, dass auch sie vielleicht aus der Kindheit stammen?

Und dass du jetzt gar keine Angst mehr zu haben brauchst?

Weil deine Gruppe ja mittlerweile so groß geworden ist, dass sie die ganze Welt umfasst?

Direkt nahe bei deiner Angst.

4. Schritt – Bedürfnis selber annehmen

Ich lernte, meine Bedürfnisse anzunehmen.

Das bedeutet nicht, dass man seine Bedürfnisse durchsetzt, komme, was wolle. Oder dass man immer bekommt, was man möchte.

Das bedeutet nur, dass man wahrnimmt, was man möchte. Und damit besser artikulieren kann. Man kann auch besser Kompromisse annehmen, weil man ja ganz klar weiß, welches Bedürfnis man hat.

Das Bedürfnis als den eigentlichen Grund Nein zu sagen hinter allen Gründen.

Wenn dieser Grund dann auch auf andere Art und Weise erfüllt werden kann, dann bin ich freier in meinen Entscheidungen.

Und wenn ich in mir selber klar bin, was ich möchte und was nicht, dann kann ich zu meinen Entscheidungen stehen.

Wenn ich also z.B. nicht auf den Rummelplatz will, weil es mir dort zu laut ist und mir von den ganzen Ringelspielen sowieso nur schlecht wird, stört es mich nicht, wenn meine Freundesgruppe alleine dorthin geht und ich mit einem guten Buch zuhause bleibe. So fällt mir das Neinsagen auch leicht.

Und ich kann das meinen Freunden auch klar und liebevoll sagen, so dass sie kein schlechtes Gewissen haben ohne mich zu fahren.

Um das geht es ja ebenso. Wir wollen anderen keine schlechten Gefühle machen, weil wir wissen, dass ein „Nein“ weh tut. Darum sagen wir „Ja“ und fühlen dann lieber uns selber schlecht.

5. Schritt: Sprich deine Bedürfnisse nun aus

Wenn du klar geworden bist, was du möchtest und welche Bedürfnisse hinter deinem Wunsch sind, dann sprich sie klar und liebevoll aus – und so früh wie möglich.

Sage, was du nicht möchtest und warum nicht. Welche Alternativen du vielleicht anbietest.

Stehe zu deinem Neinsagen: Und das so früh wie möglich!

Wenn du erst einmal schlechte Gefühle in dir hast, weil du schon wieder über deine Grenzen gegangen bist und getan hast, was du eigentlich nicht tun wolltest, dann bekommst du dein „Nein“ nicht mehr wertschätzend genug hinüber.

Dann verletzt du den anderen mitunter doch, aber nicht wegen deines „Neinsagens“, sondern wegen der Art, wie du es dann endlich doch „rübergebracht“ hast.

Sprichst du aber aus, was du fühlst und worum es dir eigentlich geht, kann der Andere das erkennen. Er kann auf dein tatsächliches Bedürfnis eingehen. Und ihr findet einen guten Kompromiss. Zumindest einen besseren als den, dass du dich schlecht fühlst. 😉

Ganz zu Beginn meiner Selbstständigkeit sagte mir mein Mentor einmal einen Satz, der mich all die Jahre begleitet und sich immer bewahrheitet hat. Ich habe ihn vielleicht hier im Blog schon öfter einmal notiert, doch da er hier wieder passt, verzeihst du mir sicher, wenn ich ihn nochmals aufschreibe:

Dem Richtigen kannst du nichts Falsches sagen, dem Falschen nichts Richtiges.

Deine Bedürfnisse auszusprechen, macht dich verletzlich. Du gibst sozusagen alles preis von dir. Doch genau das macht den Unterschied.

Es öffnen sich Türen.

P.S.: Zum Thema „Verletzlichkeit“ lies hier mehr. Dort stelle ich dir auch das Buch „Verletzlichkeit macht stark“ von Brenè Brown vor. Sie zeigt uns, dass Verletzlichkeit die Voraussetzung dafür ist, dass Liebe, Zugehörigkeit, Freude und Kreativität entstehen können.

Deine

Eva Laspas

Bilderverzeichnis

  • In 5 Schritten Neinsagen lernen – von Eva Laspas: Pia Odorizzi

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