Stigma Kinderlosigkeit – So gehst du damit um. Eine Betrachtung. 

Als ich vor vielen Jahren eine Zeit lang in Afrika lebte, wurden dort die Frauen als „Mama von YXZ“ genannt. Ihren eigenen Namen trugen sie nur bis zur Geburt des Erstgeborenen. Dann schien er verloren zu gehen – das „Mama von …“ zählte mehr.

Mich wunderte das, denn wie kann es sein, dass das Ich hinter einer Funktion – dem „Mama sein“ verschwindet? Und ich fragte nach.

Die Frauen empfanden es als Ehre, so genannt zu werden. Da ihr Leben sowieso reduziert war auf Gebären, Kinder und Haushalt – sie sich nirgendwo verwirklichen konnten, war es wenigstens das – von Natur gegebene – Mutter sein, das sie stolz machte. Blieb eine Frau ungewollt kinderlos, war das ein Stigma.

Wie ist das aber bei uns?

Ich selber habe ja drei Kinder, natürlich bin ich auf sie stolz. Aber ich bin nicht so sehr auf meine Rolle als Mutter stolz, als auf das, was sie aus ihrem Leben gemacht haben. Natürlich war es unter meiner Anleitung, doch ich bin sehr viel mehr auf meine berufliche Leistung stolz als auf meine Mutterleistung.

Ich dachte eigentlich, dass Kinderlosigkeit bei uns kein Thema mehr wäre. Doch nach einem Gespräch mit Annette Förg, die sich auf Coaching für kinderlose Frauen spezialisiert hat, erkannte ich, dass ich da einen weißen Fleck auf der Landkarte hatte. Sie erzählte mir, dass es auch bei uns ein solches Stigma gibt.

Auch unsere Gesellschaft identifiziert Frauen am Muttersein und stigmatisiert Frauen, die kinderlos geblieben sind.

Also bat ich Annette, dazu einen Gastbeitrag zu schreiben.

„Hast du Kinder?“

©Annette Förg – Coaching & Inhouse-Training – Marburg

Das ist sie wieder, die Frage – und in mir sackt etwas zusammen, mein Herz verkrampft. Genauso, wenn meine Freundinnen über ihren Alltag sprechen: Windeln, erste Wörter, Kita, Kindergeburtstag. „Können wir BITTE mal über was anderes reden?!“, denke ich kinderlose Zuhörerin und verstumme.

Überall suchen Menschen nach unverfänglichen Themen, über die sie sich in der Öffentlichkeit unterhalten können. Und die Suche nach Gemeinsamkeiten mündet in der Regel beim Thema Elternschaft – unter Frauen wohlgemerkt. Für Männer steht eher der Beruf oder das Hobby im Vordergrund.


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Kinderlosigkeit als Small-Talk-Killer

Stellen Sie sich folgende Szene vor: Sie sind auf einem Fest und plaudern mit ein paar Leuten, die Sie gerade erst kennengelernt haben. Im lockeren Gespräch werden Alltäglichkeiten ausgetauscht,

Es werden Gemeinsamkeiten gesucht. Man kommt auch zum Thema Familie und Erziehung der Kinder. Alle reden mit, jeder kann etwas beitragen und erzählt von Erfahrungen. Da wird auch gefragt: „Wie viele Kinder haben Sie?“ „Wie alt sind Ihre Kinder?“.

Nur eine Frau - ich - in der Runde antwortet: „Nein, ich habe leider keine Kinder.“

Upps … Was nun …?

Tausendmal gehört, tausendmal folgte Schweigen. Viele Menschen, die Eltern sind, können damit nicht umgehen. Denn es ist ja nicht nur die Tatsache alleine, dass man keine Kinder hat. Nein, hinter dieser Tatsache liegt eine emotionale Geschichte. Und auf Emotionalitäten weiß man in unserer Kultur nur eine Antwort: Betretenes Schweigen.

Wenn das Schweigen peinlich wird

Irgendwann hatte ich gelernt, auf die Fragen „Haben Sie Kinder?“ mit „Leider nein!“ zu antworten. In der Regel folgte genau das: Schweigen.

Denn mit der Frage ist die Erwartung verbunden, ein lockeres Gespräch über Freud und Leid der Elternschaft einzuleiten.

Daher ist Kinderlosigkeit der Small-Talk-Killer. Ein "Nein" auf die Frage zu Kindern und die Gesellschaft betritt unbekanntes Terrain. Vor ihr breitet sich eine ungeahnte Tiefe von Intimität und großen Gefühlen aus. Wer will das schon, wer weiß schon, wie man damit umgeht – in der Öffentlichkeit, bei einem lockeren Zusammensein, beim Small-Talk.

Eine solche Szene hat jeder schon erlebt, ob Mütter oder kinderlose Frau. Je privater der Rahmen, umso eher wird weiter gefragt, kommentiert oder gar "gerettet". Doch kaum vorbereitet oder mit vorherigem Inne halten.

In der Regel übernahm ich, deren Kinderwunsch nicht in Erfüllung gegangen war, die Verantwortung, den Small-Talk fortzusetzen. Meist erzählte ich von anderen Kindern in meinem Leben. Aus der Not heraus, wenigstens aus zweiter Reihe dazu zu gehören.

Denn im Smalltalk geht es in erster Linie darum, Gemeinsamkeiten herauszufinden, über die man reden kann. Hat man diese gefunden, ist der Abend oder das Geschäftsessen oder das Fest gerettet. – Vermeintlich.

Mutter sein: Glück & Stolz & Vollständigkeit

Umgeben von Kindern, Müttern/Vätern, (Ur-)Großeltern geht es überall um die Gemeinsamkeit Familie - dem gesellschaftlichen Inbegriff von Glück.

Da fällt es schwer, auch als kinderlose Frau Wertschätzung, Glück und Makellosigkeit zu empfinden, selbst denjenigen, die beruflich erfolgreich sind.

Sehr schnell entstehen Gefühle von Einsamkeit und Scham. Die Zugehörigkeit ist plötzlich wie weggeblasen.

Das höre ich in jedem Coaching von ungewollt kinderlosen Frauen. Sie fühlen sich ausgeschlossen und es setzt eine Lähmung ein. „Wie von einem Nebel verschluckt“, nannte es einmal eine bei mir ratsuchende Frau, „als ob mir meine Lebensenergie abgesaugt worden wäre.“

Die Trauer geht Hand in Hand mit der Hilflosigkeit der Mitmenschen. Allzu oft bewirken gut gemeinte Kommentare und Ratschläge noch mehr Schmerz, Traurigkeit, Scham oder Wut. Und auf diese Kommentare zu reagieren, fällt den meisten ungewollt kinderlosen Frauen sehr schwer.

Jeder weitere Satz löst wieder neue Reaktionen aus. Doch die Gefühle bleiben.

„Sei froh, dass du keine Kinder hast. Du kannst tun und lassen, was du willst.“ „Wenn du unbedingt Mutter sein willst, es gibt so viele Kinder, die sich über eine Familie freuen würden: Hast du schon mal an Adoption gedacht?“

Ja, schreit es in ihr. Denn jede Frau, jedes Paar mit unerfülltem Kinderwunsch denkt über Adoption nach und trifft eine Entscheidung. Und sie meint, sich rechtfertigen zu müssen. Für Mütter und Väter ist der Unterschied meist nicht verständlich.

Selber keine Kinder: So hältst du den Gefühlen stand

Erfüllt eine Frau die natürliche Bestimmung, Kinder zur Welt zu bringen, nicht, entspricht sie nicht der Norm. Und alles, was nicht NORMal ist, führt zu Irritation, Hilflosigkeit, Überreaktionen, Angst. Kinderlosigkeit berührt Intimität, Privatsphäre, fordert Tiefgang und Sensibilität der Mitmenschen.

Frauen, die gern Mutter geworden wären, finden sich immer wieder in Situationen, die ihr inneres Gleichgewicht gefährden. Obwohl sie sich über die Jahre Methoden angeeignet haben, die Gefühle nicht an sich ran zu lassen. Denn die Flut von Urteilen, Bewertungen, unangemessenen Kommentaren und Ratschlägen ist hoch.

Und nicht nur das.

Unzählige Situationen im Privaten wie im Berufsleben bringen kinderlose Frauen oft an ihre Grenzen. Denn: Über Kinder zu sprechen ist ein Thema, bei dem kein Ende in Sicht ist.

Die Aufgabe, die vor uns liegt: Es geht darum einen Weg zu finden, einen Lebensplan zu gestalten, um jenseits der Mutterrolle glücklich zu sein. Kinderlosigkeit ist - wie Mutterschaft -, ein immerwährender Zustand. Ein Status fürs Leben.

Die mit der Kinderlosigkeit verbundenen Gefühle von Trauer, Schmerz, Scham, Wut zuzulassen, anzunehmen und ihnen einen würdigen Platz zu geben, gehören zu den wichtigsten Schritten, um die eigene Lebenssituation nicht länger als Makel oder Leere zu empfinden.

Denn: Kinderlosigkeit ist kein Makel

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Tipp für Eltern: Respektvolles und wertschätzendes Miteinander

Es muss nicht geschehen, dass der Small-Talk verstummt oder in Intimitäten mündet.

Wer aufhört, andere Menschen abzuwerten und zu verurteilen, trägt zu friedlichem Miteinander bei. Doch wie kann eine solche Sensibilisierung aussehen?

Zunächst, indem man sich selbst einige Fragen beantwortet:

  • Kenne ich meine eigene Haltung zu Kinderlosigkeit?
  • Welche Meinung habe ich dazu?
  • Was glaube ich, warum jemand ohne Kind(er) lebt?
  • Wie wäre mein Leben ohne Kind(er)?
  • Wie würde es mir damit gehen?
  • Welche kinderlosen Frauen und Männer habe ich in meinem Leben kennen gelernt?
  • Was weiß ich von ihnen?
  • Warum haben sie keine Nachkommen?
  • Welche Gefühle und Gedanken habe ich, wenn ich an sie denke?
  • Warum habe ich sie nie danach gefragt?

Für Mütter, Väter, Großeltern habe ich die Empfehlung, die Dauer einzuschränken, die sie über ihre Nachkommen erzählen. Oder gar zu fragen: „Möchtest du, dass ich dir von Sohn/Enkelin erzähle?“ Oder „Ich würde dir gern ein wenig von Tochter/Enkelsohn erzählen…“.

Achten Sie dabei nicht nur auf die Worte. Achten Sie auch auf ihr Bauchgefühl. Glauben Sie dem Ja Ihres Gegenübers?

Stimmt sie nur zu, dass ich erzählen darf oder habe ich den Eindruck, sie mag bloß nicht Nein sagen? Und wenn Sie erzählen, halten Sie zwischendurch bewusst inne. Hört meine Freundin, Kollegin, … noch zu oder habe ich ihre Aufmerksamkeit verloren und ist sie in ihre eigene Gedanken- und Gefühlswelt abgetaucht. Spätestens dann sollten Sie das Gespräch auf ein anderes Thema lenken.

So gestaltest du als kinderlose Frau den Smalltalk

Wenn Menschen zusammentreffen, suchen sie nach Gemeinsamkeiten. Du hast die Erfahrung gemacht, dass die Themen häufig bei Kindererziehung oder dem Enkelglück landen.

Was du antworten möchtest, kannst du an die jeweilige Situation anpassen. Denn auch über andere persönliche Themen geben wir ja auch mal mehr und mal weniger gern oder genauere Auskunft.

Deshalb empfehle ich dir folgendes:

Überlege dir deine eigenen Themen, über die du dich mit anderen austauschen möchtest.

  • Hast du ein Hobby, für das du andere begeistern kannst?
  • Liest du gerade ein Buch, das dich inspiriert?
  • Willst du wissen, wo die schönsten Radwege sind oder Urlaubsziele?

Halte dein Repertoire griffbereit und beginne den Smalltalk auf deine Weise.

  • Erlaube dir aber auch, das Thema zu wechseln. Jederzeit!
  • Nutze ein Stichwort, um dem Gespräch einen neuen Inhalt zu geben.

Wenn beispielsweise erzählt wird, wie toll das Kind im Urlaub in den Wellen planschte, springe hinein mit der Frage: „Wo wart Ihr denn genau und welche Möglichkeiten bietet diese Insel/diese Gegend?“

Oder erzähle von einer eigenen Urlaubserfahrung: „Mein erstes Erlebnis am Meer hatte ich in der Bretagne und war sehr überrascht, dass man kilometerweit laufen musste, um ins Wasser zu kommen. Kennt ihr die Bretagne …?“

Nimm Smalltalk-Situationen spielerisch und selbst in die Hand – sei es bei Pausen im Kollegenkreis, beim Plaudern über den Gartenzaun, bei Festen mit Fremden oder Freunden.

Und wenn es dir nicht gelingt, das Gespräch zu steuern, wechsle den Platz oder erlaube dir auch, das Gespräch zu verlassen. Wenn du dich nicht für Tischtennis interessierst, wirst du dir auch nicht den ganzen Abend Gespräche darüber anhören. Das ist auch beim Thema Windeln oder Pubertät erlaubt!

Kinderlosigkeit ist kein Makel!

Niemand braucht sich dafür zu schämen!

Niemand braucht sich im Kontakt unsicher zu fühlen!

Zu diesem Beitrag gibt es auf unserem YouTube-Kanal auch das Video: "Makellos kinderlos. Habe ich auch eine Familie ohne Kinder?"

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Über Annette Förg

©Annette Förg – Coaching & Inhouse-Training – Marburg

Ich bin Annette Förg und unterstütze Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch dabei, ihren neuen Weg zu finden, unter diesen anderen Umständen makellos zu leben und ihre Sprachlosigkeit zu überwinden, trotz Trauer, Schmerz und allen anderen Gefühlen.

Ich begleite im Coaching überwiegend weibliche Führungskräfte und Privatpersonen bei der Krisenbewältigung mit über dreißig Jahren Berufserfahrung und weiß selbst: Kinderlosigkeit ist kein Makel, doch der Weg dahin beschwerlich.

Mit meiner Arbeit möchte ich zwischen den Ländern der Menschen mit und ohne Kinder eine Brücke bauen, die von Säulen der Achtsamkeit und Wertschätzung getragen wird. www.makelloskinderlos.com und www.annette-foerg.de

Stigma Kinderlosigkeit? So gehst du damit um (pin)
Selber keine Kinder? So hältst du den Gefühlen stand
Kinderlosigkeit als Small-talk-killer?

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